Astura —
aus Alexandrien kommen lassen mußte. Dagegen blühte schon vor der Zeit der Kaiser und unter ihnen um so mehr zu Rom die Astrologie, und ganze Banden von Astrologen, Chaldäern oder Magiern, auch wol Mathematiker genannt, standen am Forum aus, oder gingen auch in die Hänser und weissagten und erklärten aus den Gestirnen die Schicksale der Menschen. Das Näljere Chaldaei.
Astüra, 1) rechter Nebenfluß des Durius im tarraconensischen Spanien, j. Ezla. — 2) Fluß in Latinm, südöstlich von Antinm {Liv. 8, 13. Plin. n. h. 3, 5, 9.), noch j. Astura oder Stura. Auf einer Insel desselben lag die gleichnamige Stadt (j. Torre d'astura) mit gutem Landungsplatze, in der Nähe ein Landgut des Cicero. Cic. ad fam. 6, 19. ad Au. 12, 40. 13, 26.
Asturia, Aorovqlct, Landschaft des nördlichen Hispaniens (der westliche Theil des heutigen Asturiens und ein Theil von Leon), im O. von den Cantabrern und Vaccäern, im S. von den Vet-tonen, im W. von den Galläciern, im N. vom Meere begrenzt, voll metallreicher Gebirge. Die wilden Astures zählten (P/m. n. h. 3, 3, 4.) in 22 Völkerschaften 240,000 Freie und zerfielen in die nördlichen Transmontani und die südlichen Au-gustani. Hauptstadt Asturica Augusta, j. Astorga.
Astyäges, ’Aoxvüyris, Sohn des Kyaxares, letzter König der Meder, Vater der an den Perser Kam-byses vermählten Manbane, Großvater des Kyros, der ihn vom Throne stieß und das persische Reich gründete (560 v. C.) Just. 1, 4 ff. Vgl. Kyros.
Astyänax s. Hektor.
Astydämas, ’Aorvsdjiccs, 2 Tragiker in Athen, Vater und Sohn. Der erste, Sohn des Morsimos und einer Schwester des Aischylos, hat nach Snidas 240 Tragödien gedichtet und fünfzehnmal gesiegt. Sein erstes Auftreten fällt in Ol. 95, 3., sein erster Sieg Ol. 102, 1. Nur Titel einiger Stücke und ein Epigramm sind noch vorhanden. Auf sein Selbstgefühl bezieht sich das Sprichwort aavrov sncuveig, cognsq ’Aazvstxfiag. — S. Sohn wird ebenfalls als Trag, erwähnt. Vgl. Nauck, trag. Graec. fragm. S., 603
’Aorvvöfioi, zunächst die stadtschirmenden Götter, sodann Beamte, die für die Baupolizei und die Ordnung in den Straßen zu sorgen hatten, in Athen 10, 5 für die Stadt, 5 für den Peiraiens. Sie hatten die Straßenpolizei, die Aufsicht über Reinigung der Straßen, über Sitte und Anstand auf denselben u. s. w., und wachten darüber, daß beim Häuserbau den Polizeivorschriften genügt wurde (während für den Wegebau und die Pflasterung der Straßen in der Stadt die 'Odonoioi sorgten). Vielleicht hatten sie auch die Luxusgesetze zu handhaben. In allen Processen, die aus der Uebertretung der von ihnen zu handhabenden Gesetze hervorgingen, hatten sie die Hegemonie.
Astyöche s. Askalaphos.
Astypalaia, Aoxvjtülccia, griechische Sporaben-insel, die Grenzmarke Europas gegen Asien, mit gleichnamiger Stadt, hellenisirt durch Kolonisation von Megara aus. Unter den Römern behielt sie ihre Autonomie. Für den Ackerbau bot sie wenig Raum, wol aber für Viehzucht, Jagb und Fischerei. Plin. n. h. 4, 12, 23. Strab. 10, 488. — 2) Stadt auf der Insel Kos. — 3) Vorgebirge Attika's nordwestlich von Sunion; vor ihm liegt die kleine Insel Elaiussa.
Asylum. 147
Astyra, -ae, ra ”agtvqcx, ein Ort in Mysien am Sumpfe Sapra, nordwestl. von Adramyttion. Xen. Hell. 4, 1, 41. In der Nähe war ein heiliger Hain der Artemis, die daher den Beinamen ’Aaw-grivri führte.
’Aovua ist die einem Frernben vom Staate verbürgte Sicherheit der Person und des Eigenthums gegen Beschädigung irgend welcher Art.
Asylum. Die von Menschen und menschlicher Uebernmcht nnschnldig Verfolgten hatten in den frühesten Zeiten der bloßen Gewalt nur die eine Zuflucht zu deu Göttern und deren Tempeln, vor denen auch selbst der Rohste und Gewaltigste noch immer eine gewisse Sehen empfand. Auch später, als sich ein geordnetes Staatswesen ausgebildet hatte, ließ man das uralte Recht der Götter, Verfolgten Schutz zu gewähren, unangetastet, ja selbst der wirklich Schuldige durfte auf heiligem Boden nicht ergriffen und getödtet werden. Solche Zufluchtsorte oder Asyle waren ursprünglich heilige Haine und Bezirke, später auch wirkliche Tempel, mit einem öffentlich geweihten Umkreise. Die Verächter solchen Gottesschutzes traf die göttliche Rache; auch Menfchen und Staaten fordern Sühnung für begangene Gottesfrevel. Thue. 1, 126 ff. Das älteste Asyl soll das der Herakliden zu Athen gewesen sein; in späterer Zeit waren dort 7 Altäre verschiedener Gottheiten mit dem Asylrechte (ins asyli, aavllcc). Unzählige im Übrigen Griechenland werden häufig erwähnt, z. B. der Tempel des Poseidon^ zu Tainaron in Lakonien, der der Athene Chalkwikos zu Sparta (Nep. Paus. 4 f.) und der des Apollon zu Delos. Liv. 35, 51. Auf römischem Boden gedieh diese Anschauungsweise und Sitte weniger, obschon das angeblich von Romnlus zur Vermehrung der Bewohner seiner neuen Stadt eingerichtete Asyl bekannt ist. Liv. 1, 8. Verg. A. 8, 342 ff. Es war dies ein Eichenhain auf dem kapitolinischen Berge in dem Jntermontinm zwischen der Bnrg (arx) und dem Capitol. Doch verlor sich die Bedeutung desselben bald, da nach Bio Cass. 47, 19. dieser heilige Ort nach und nach so umbaut und eingeschlossen wurde, daß Niemand mehr hineinkommen konnte. Obschon Dio dieses Asyl für das einzige in Rom hält, finbet sich boch noch (Dion. Hai. 4, 26.) das der Diana auf dem aventinischen Berge angegeben. Jnbessen hat diese ganze Einrichtung boch nie in der praktischen Staats-anffassung des Römers eine tiefere Bebeutuug, wie sie sich sortwährenb im griechischen Leben erhielt, gewinnen können. Als Griechenlanb enblich unter römische Herrschaft kam, mochten die Ansichten der Republik wol das griech. Wesen in dieser Beziehung gewähren lassen, und konnten manche Tempel sich der Bestätigung ihres Asylrechts durch römische Felbherren mit Recht rühmen; aber in bett Zeiten der Alleinherrschaft, als zumal die Asylie Anspruch baraus machte, selbst offenbare Verbrecher zu schützen und dem zustänbigen Gerichte zu entziehen, konnten Conflicte mit dem Staate nicht ausbleiben. Dennoch war in den Gemüthern der orientalischen Völkerschaften dieser Glaube an die schützende Macht ihrer Göttertempel noch zu tief gewurzelt, als daß es den römischen Behörden der einzelnen Städte möglich gewesen wäre, gegen die Zusammenrottungen des großen Haufens durch-zudringen. Tac. ann. 3, 60. Deshalb erging zunächst 22 n. C. ein Befehl vom Kaiser Tiberins,
10*
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Extrahierte Personennamen: Hispania Dolabella Jan Pansa Antonius Antonius Pansa Antonius Antonius Pansa Cäsars Cäsar Ilirtuleius C._{Cic L._Hirtulejus Julia_ltomula Hisp Hispania Lorenzo Bätica Anas Saltus_Castulonensis Estrella) Martin) Maria) Maria C._Ortegal Anas_(Guadiana Sadao Nerva_(
227
Zuflucht nach Spanien nahm, um sich und seinen Freunden, noch vor
Ankunft der sullanischen Truppen, dort einen sichern Zufluchtsort zu
verschaffen, haben wir im vorigen Abschnitte erwähnt. Zwar fand er
auf seinem Zuge viele Hindernisse, aber er gewann die Barbaren mit
Gold und kam so sicher über die Pyrenäen nach Spanien, wo er sich
bald die Liebe der Einwohner erwarb, aus den dort wohnenden Rö-
mern ein tüchtiges Heer bildete, eine Flotte ausrüsiete und Kriegs-
werkzeuge bauen ließ. Allein Sulla's abgeschickter Feldherr Cajus
Annius überwältigte an den Pyrenäen des Sertorius Truppen und
warf mit seinem zahlreichen Heere alles über den Haufen, was sich
ihm widersetzte. Sertorius floh mit 3000 Mann nach Neu-Karthago
und von da nach Mauretanien, wo er im Kampfe gegen die Afrikaner
fast alle seine Begleiter verlor. Daher segelte er mit einigen cilicischen
Seeräuberschiffen nach der Insel Pityusa, jetzt Jvica, und vertrieb des
Annius Besatzung, konnte sich aber auch hier nicht lauge halten, schiffte
durch die Meerenge von Gibraltar und stieg an der Mündung des
Baris, des h. Guadalquivir, ans Land, wo er durch Schiffernachrichten
bewogen den Entschluß faßte, sich auf den canarischen Inseln, welche
damals wegen ihrer Fruchtbarkeit und ihres schönen Klima's die glück-
lichen oder die Inseln der Seligen genannt wurden, niederzulasseu und
künftig in Ruhe zu leben. Die Cilicier aber, die sich lieber durch
Rauben und Plündern bereichern wollten, segelten, sobald sie des Ser-
torius Plan merkten, nach Afrika und unterstützten einen mauretanischen
Prinzen in seiner Thronstreitigkeit. Bald riefen ihn aber die Lusitaner
zurück und ernannten ihn zu ihrem Oberbefehlshaber gegen die Römer,
die er auch bald zurückschlug und die benachbarten Provinzen Spaniens
eroberte. Die Barbaren gewann er nicht nur durch seine Sanftmuth
und Tapferkeit, sondern verschaffte sich durch Benutzung ihres Aber-
glaubens ein götterähnliches Ansehen. Ein Landmann hatte ihm
nämlich eine junge Hirschkuh von weißer Farbe geschenkt, welche er so
zähmte, daß sie ihm überall nachlief und stöts bei ihm im Läge? war.
Indem er vorgab, daß das Thier ein Geschenk der Diana sei) und
ihm geheime Dinge offenbare, machte er es i'n den Augen der aber-
gläubigen Hispanier zu einem Heiligthum/ Und sie wntd'en noch mehr
durch den glücklichen und ganz ungewöhnlichen Fortgang seiner Kriegs-
unternehmnngen in ihrem Glauben bestärkt.'^Belbst Metellus Pius,
einer der größten Feldherren, konnte nichts gegen chen verwegener: Par-
thcigänger ausrichten, der mit seinen Leuten den Gebirgskrieg mit eben
so großer Klugheit als Ausdauer und Schnelligkeit in den Bewegungen
führte. In seinem Feldlager bildete Sertorius die römische Republik
13*
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Extrahierte Personennamen: Cajus
Annius Sertorius Jvica Baris
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Mauretanien Afrika Spaniens
316
Xliji.
Politische und bürgerliche Verhältnisse.
Au den auf S. 187 genannten Landern, welche als Provinzen
oder unterworfene Lander des römischen Staates verwaltet wurden,
waren im Verlauf des letzten Jahrhunderts vor Christi -Geburt noch
folgende hinzugekommen: 1) in Asien, wo nach des pergamenischen
Königs Eumenes Tode und nach Besiegung des Aristonicus im I. 130
schon die Halste von Vorderasien römische Provinz war, die Landstriche
der südlichen Küste Kleinastens, wo die Provinz Cilicien auch Pam-
phylien, Ly eien und Jsanrien umfaßte; ferner Bithynien, wozu
Paphlagonien und das ehemalige Königreich Pontns gehörten, also die
ganze Nordküste Kleinastens; zwischen dem mittelländischen (syrischen)
Meere im Westen, dem Euphrat im Osten, dem Gebirge Amanns im
Norden und der arabischen Wüste im Süden die Provinz.syrien,
wozu Commagene, Palmyrene, Cölesyrien, Phönicien und Palästina
gehörten; die Inseln Cyprus und Kreta, wovon die elftere unter
dem Statthalter von Cilicien, die andere unter dem von Cyrenaica
skand; Galaticn, Paphlagonien, Kappadocien und Armenien behielten
zwar ihre eigenen Fürsten, aber noch unter der Regierung des Angnstus
und Tiberius wurden sie entthront und die Lander zu römischen Pro-
vinzen gemacht; nur in vorübergehender Abhängigkeit standen die Kö-
nige der Kolchier, Iberer und Albaner zwischen dem schwarzen und
caspischen Meere; der Euphrat bildete die Grenze gegen die gefährlichen
Parther; Ii) in Afrika erwakben die Römer durch Erbschaft das
griechische Kolonienland Cyrenaica oder Pentapolis, zuletzt einneben-
reich der ägyptischen Ptolemäer; Numidien, als nach der Schlacht
bei Thapsus im I. 46 v. Chr. der König Juba sich getodtet hatte;
Mauretanien, nach des Königs Bocchns Tode im I. 33 Provinz,
dann wieder ein freies Königreich, bis es der Kaiser Claudius unter-
warf; derjenige Theil, wo das heutige Tanger liegt, Nauretania
Tingitana, stand unter dem Statthalter der spanischen Provinz Batica;
das übrige Mauretanien hieß Casareensis, wo Jol oder Casarea, die
Residenz des Königs lag, das heurige Algier; diese Provinz erhielt als
eine kaiserliche Domaine Statthalter aus dem Ritterstande, wie Aegyp-
ten in gleichen Verhältnissen; Iii) in Europa: nach langen Kämpfen
Spanien, erst im Jahr 19 v. Chr. durch Agrippa in drei Provinzen
getheilt, Lust'tania, zum Theil das heutige Portugall, Batica auf beiden
Seiten des Guadalquivir und Tarraconensts, wozu die balearischen und
pityusischen Inseln gehörten; ganz Gallien bis an den Rhein (Gallia
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Extrahierte Personennamen: Cyrenaica Tiberius Claudius Nauretania
Tingitana Casarea Agrippa
Extrahierte Ortsnamen: Christi Asien Vorderasien Kreta Armenien Afrika Cyrenaica Numidien Juba Mauretanien Königs_Bocchns Mauretanien Algier Europa Spanien Batica Gallien
Altars eidlich zu einem ewigen Hasse gegen die Römer verpflichtet,
auch den Knaben ans inständiges Bitten mitgenommen habe. Und
diesen Schwur zum unversöhnlichen Haß gegen Rom hat Hannibal
allerdings bis an das Ende seines Lebens treulich gehalten. Auch sott
einst Hamilcar, die muntern Sohne mit ernstem Blick betrachtend, ge-
sagt haben, er erziehe in ihnen junge Löwen zum Verderben des römi-
schen Volkes, der älteste aber, Hannibal, werde seinen Racheplau
ausführen. v " ■ .W
(Siehe die Abbildung 30.)
Er erlebte aber die Ausführung nicht. Denn als er das Gebiet
der friedlichen Jbericr verheert hatte, verbanden sich gegen ihn einige
Fürsten des Landes, und bereiteten ihm auf folgende Weise den Unter-
gang: sie ließen Wagen mit Holz beladen und mit Ochsen bespannt
vor sich herfahren, wahrend sie selbst bewaffnet hinter diesen Herzogen.
Als sich die Pnnier näherten, zündeten die Jberier die bespannten
Wagen an und trieben die Ochsen gegen die Feinde. Dies brachte
die feindlichen Reihen in Unordnung, und in diesem Augenblick brachen,
die Jberier auf sie ein und hieben den Barcas nebst vielen der Sei-
nigen nieder, im I. 228. Nach diesem Unfälle schickten die Karthager,
denen der aus Spanien gezogene reiche Gewinn gefiel, ein neues Heer
dahin und ernannten des Barcas Schwiegersohn Hasdrubal zum
Oberbefehlshaber. Er unterwarf das Land durch seine Beredsamkeit
und durch Gewalt der Waffen bis an den Jberus, jetzt Ebro.
Die Saguntiner,") Ansiedler aus Zakynthos (der ionischen Insel
Aante) und der altlatinischen Stadt Ardea, in Besorgniß wegen ihrer
Sicherheit, denn es schien um ihre und der übrigen in Spanien ange-
siedclten Griechen Freiheit geschehen zu seyn, schickten daher Gesandte
nach Rom und machten dem Senate wegen der wachsenden Macht
der Karthager in Spanien dringende Vorstellungen. Der Senat, dem
dies nicht gleichgültig seyn konnte, eilte daher mit Hasdrubal einen
Vergleich abzuschließen, nach welchem der Ebro die Grenze des pani-
schen Gebiets in Spanien seyn und weder die Römer die den Pri-
ntern unterwürfigen Völker jenseit des Flusses bekriegen, noch die
Punier den Ebro feindlich überschreiten sollten. Die Sanguntiner aber
und die übrigen Griechen in Spanien sollten ihre eigenen Gesetze und
ihre Freiheit behalten. Nachdem Hasdrubal durch eine Verschwägerung
mit einem angesehenen iberischen Fürsten seinen Einfluß auf die Ein-
gebornen vermehrt und eine neue prächtige Hauptstadt Neu-Karthago,
*) Die Stadt Saguntum lag in der Nähe des heutigen Murviedro in Valencia.
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180
Spanien (Hispania citerior, das westlich vom Ebro liegende hieß ul-
terior) beruhigt zu haben schien, indem er die Spanier zuerst bei Em-
porium an der Küste geschlagen und nachher ihre Städte durch eine
List bewogen hatte, ihre eignen Mauern an Einem Tage niederzureißen.
Cato ließ nämlich an alle Städte am Ebro an Einem Tage den Be-
fehl zukommen: sie sollten sogleich nach Empfang des Schreibens ihre
Mauern niederreißen; werde mit der Ausführung gezögert, so sollten
alle Bürger als Sklaven verkauft werden. Die Soldaten, welche die
Briefe überbracht hatten, drängten und droheten, und ließen keine Zeit,
die Sache zu überlegen; auch wußte keine Stadt, ob ihr der Befehl
allein zugekommen sey. Da sich nun keine Stadt mit der andern ver-
ständigen konnte, so ward der Befehl schnell vollzogen. Unter den
folgenden Statthaltern dauerten die Empörungen, Einfälle, Belage-
rungen und Unterwerfungen einzelner Fürsten und Volker mit abwech-
selndem Glücke fort, und wenn auch einmal einige Jahre der Ruhe
eintraten, wie sie der Proprätor Tib. Sempronius Gracchus im
Jahr 179 durch seine Siege und Verträge hergestellt hatte, so zwangen
doch Habsucht, Treulosigkeit und Grausamkeit der folgenden Feldherren
die Bewohner zu neuem Aufruhr. Schon im I. 153 v. Ehr. brach
ein heftiger Krieg gegen die Celtib erier aus, welche den Römern
Tribut und Kriegsdienste verweigerten. Der Consul £>. Fulvius Nobi-
lior führte ein Heer von fast 30,000 Mann gegen diearevakier, welche
auf dein linken Ufer des Duero wohnten, in der Gegend des heutigen
Salamanka, Segovia und Soria, wurde aber überfallen und verlor
sechstausend römische Bürger. Dies geschah an dem Tage, wo die
Römer das Fest des Feuergottes Vulcanus, die Vulcanalien, feierten,
am 23. August; daher für die Folgezeit dieser Tag als ein Unglücks-
rag, (dies nefastus, ater) bezeichnet wurde, wo weder in der Stadt
Gericht gehalten, noch im Felde eine Schlacht freiwillig geliefert werden
durfte. Die Arevakier erlitten jedoch einigen Verlust und zogen sich
nach Numantia zurück. Diese Stadt lag zwischen dem obern Duero
und einem andern einstromenden Flüßchen, auf einer steilen Anhohe,
von Thalschluchten und Wäldern umgeben, mit einem einzigen, durch
Wälle und Gräben geschützten Zugänge. Die wenigen Trümmer dieser
heldenmüthigen Stadt, die achttausend der besten Reiter und Fuß-
soldaten ins Feld stellte, liegen bei der altkastilischen Stadt Soria, auf
dem rechten Ufer des Duero, nicht weit von seiner Quelle. Fulvius
führte zwar sein Heer nebst zehn Elephanten, die ihm Masinissa ge-
schickt hatte, siis vor die Mauern dieser Stadt, wurde aber mit großem
Verlliste zurückgeschlagen, zumal da auch seine wildgewordenen Elephanten
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Extrahierte Personennamen: Hispania Volker Sempronius_Gracchus Fulvius August
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Segovia Numantia Soria
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unter den römischen Soldaten eine große Niederlage anrichteten. Nach
diesen und andern Unglücksfallen erhielt der Cónsul Claudius Marcellus
den Oberbefehl Ln Spanien, der einige Städte unterwarf und noch vor
Ankunft seines Nachfolgers den Krieg mit einigen celtiberischen Stänunen
endigte. Dessen ungeachtet erneuerte ihn Lucullus, der im Jahr 150
mit dem Unterfeldherrn Cornelius Scipio nach Spanien kam, aus
Ruhmsucht und Begierde, sich zu bereichern. Nachdem er ohne alle
Ursache die Vaccaer angegriffen und ihre Stadt Cauca besetzt hatte,
ließ er treulos alle waffenfähigen Bürger niedermachen, so daß von
20,000 Männern nur wenige entkamen. Diese Treulosigkeit brachte
die Römer bei den Barbaren in schlechten Ruf; sie verließen das
flache Land, flüchteten auf die Gebirge oder in die Festungen, und zer-
störten Alles, was sie zurücklassen mußten. Als nun Lucnllus die
Stadt Jntercatia, nicht weit vom heutigen Palencia, zur Uebergabe
aufforderte, wurde ihm höhnisch seine Treulosigkeit vorgeworfen. Ohne
sich in eine förmliche Schlacht einzulassen, beschränkten sich die Spa-
nier auf leichte Näckereien. Einer von ihnen ritt öfters in glänzendem
Waffenschmuck auf die Ebene zwischen beide Heere und forderte einen
Römer zum Zweikampf heraus, und da sich keiner stellte, so ritt er
spöttisch lachend und unter verhöhnendem Gebehrdespiel wieder zurück.
Dies verdroß den jungen Scipio. Als der Spanier wieder kam,-trat
auch er vor, nahm die Herausforderung an und bezwang den großen
Prahler. Der Hunger nöthigte endlich die Römer zum Abzüge; eben
so wenig gelang ihnen die Eroberung von Pallancia. Lucnllus zog sich
daher nach Turditanien zurück und überwinterte daselbst.
Inzwischen hatten auch die Lu sitanier, die Bewohner des heu-
tigen Portugall, einen verheerenden Einfall in das den Römern unter-
worfene Gebier gemacht und sechstausend Römer erschlagen. Dies
war der Anfang eines mit der furchtbarsten Erbitterung geführten
Krieges, der den Römern eine Menge Menschen kostete und doch keine
Freude des Sieges brachte. Im Jahr 150 versuchte der Prätor
Galba mit List, was ihm durch Waffen nicht gelingen wollte.
Scheinbar söhnte er sich mit den Lusitanern aus und versprach ihnen,
gutes Land zu geben, wozu sie sich an drei verschiedenen Plätzen einfinden
sollten. Zahlreich versammelten sich die Lnsitaner auf den angewiesenen
Plätzen. Galba befahl nun dem ersten Haufen, sie sollten als Freunde
die Waffen ablegen; dann umschloß er sie mit einem Graben, schickte
Bewaffnete gegen die Wehrlosen und ließ sie insgesammt niederhauen.
Eben so erging es dem zweiten und dritten Haufen. Wenige entkamen
dieser Schlächterei; unter diesen aber Viriathus, ein kühner Land-
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im Kleinen nach; er hatte einen Senat und obrigkeitliche Würden, wie
in Rom, eingerichtet; auch die Kinder der vornehmen Spanier ließ er
zu Osca, dem h. Huesca in Aragonien, in den römischen und griechi-
schen Wissenschaften unterrichten, führte römische Waffen und Kleidung
ein und gewohnte die rohen Einwohner zu einer bessern Lebensweise.
Im Jahr 77 v. Ehr. kam Pompejus mit frischen Truppen dem Me-
tellus zu Hülfe, und griff den Sertorius, der damals gerade die Stadt
Lauron, in der Gegend von Valencia, belagerte, sogleich an, um die
Stadt zu entsetzen, mußte es aber geschehen lassen, daß Sertorius die
Stadt einnahm und verbrannte. Auch bei Sucro, einer Stadt am
heutigen Xucar in Valencia, wurde Pompejus geschlagen und nur durch
die Annäherung des Metellus gerettet. Daher zog sich Sertorius zu-
rück und bemerkte: »Ich würde den Jüngling (Pompejus) mit einer
guten Tracht Schlage nach Rom zurückgeschickt haben, wenn nicht
dieses alte Weib (der bejahrte und bedächtige Metellus) dazu gekom-
men wäre. “
Um diese Zeit kam ihm die weiße Hirschkuh weg, mit deren Hülfe
er den Spaniern manche Gaukelei vorgemacht und sich ein göttliches
Ansehen gegeben hatte. Von ungefähr wurde das Thier des Nachts
von einigen Herumsireifern wieder eingefangen und zum Sertorius ge-
bracht. Dieser versprach ihnen eine große Belohnung, wenn sie die
Sache verschwiegen. Er versteckte nun das Thier einige Tage und
kam dann einmal fröhlich in die Versammlung seiner Krieger, wo er
den Hauptleuten der Barbaren erzählte, daß ihm ein Traum großes
Glück verkündigt habe. Er hatte sich kaum auf seinen Thron gefetzt,
um öffentlich Gehör zu geben, als die Hirschkuh von den Wächtern in
der Nähe losgelöstem wurde. Sobald sie ihn sah, sprang sie munter
an den Thron, legte den Kopf auf des Sertorius Knie und leckte seine
Hand. Dieser streichelte das zahme Thier wieder und weinte vor
Freuden, wodurch alle so gerührt wurden, daß sie ihn, als einen Lieb-
ling der Gottheit, mit Kohlocken nach Hause begleiteten und neue
Hoffnung schöpften.
(Siehe die Abbildung Pi- 54.)
Auch wurde Metellus bald darauf gcnöthigt, sich nach Gallien zurück-
zuziehen und Pompejus litt in seinen Winterquartieren im Lande der
Vaccäer, im h. Königreiche Leon, im Jahr 74, solchen Mangel, daß
er an den Senat einen drohenden Brief schrieb, der sich noch in den
Bruchstücken der Geschichte des Sallustius erhalten hat. Darin heißt
es unter andern: »Werden die Wunden und das für den Staat so
oft vergossene Blut also belohnt? Ich habe aus Verdruß, beständig
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Sertorius Metellus Leon
Extrahierte Ortsnamen: Rom Huesca Aragonien Valencia Valencia Rom Gallien
zahlreicher Nachkommenschaft zu vergrößern und beschrankte den Lurus
un Privatleben durch Gesetze (leges Juliae). Wie er den in Unord-
nung gerathenen Kalender verbesserte, ist schon S. 20 erwähnt worden»
Wahrend er durch diese und viele andere Gesetze und Einrichtun-
gen die Ruhe der Stadt und des Staates herzustellen und seine Ge-
walt zu befestigen bemüht war, erfuhr er, daß seine Gegenwart in
Spanien nöthig sey, um die unter En ejus und- Ser tus Pom-
pejus wieder auflebende Macht der alten Republik zu vernichten.
Sie hatten ans Eingeborenen, römischen Kolonisten und alten Soldaten
dreizehn Legionen zusammengebracht; das ganze Land war ihnen zu-
gethan. Casar ließ daher seinen Unterftldherrn Lepidus (Magister
equitum) mit acht Prafecten in Rom zurück, begab sich im Herbst 46
nach Spanien und landete in Sagunrum. Truppen zogen aus Ita-
lien zur Verstärkung der schon in Spanien befindlichen nach. Der
Kriegsschauplatz war am Batis, j. Guadalquivir, Cordova der Haupt-
platz der Pompejaner. Nach mehreren Gefechten begegneten sich beide
Armeen im Monat Marz in der Ebene von Munda, einer ansehn-
lichen Stadt, welche drei spanische Meilen vom heutigen Dorfe Munda,
in der Gegend von Ronda im Königreich Granada lag. Hier kam
es am 17. Marz 45 zu einer Hauptschlacht. Als Casar seine Linien
weichen sah, ergriff er selbst Schild und Schwert und trat als Legions-
soldat in die Reihen, indem er ausrief: „Das wird das Ziel meines
Lebens und eurer Kriegsdienste seyn!" So erneuerte er das Gefecht
und siegte. Es fielen 30,000 Feinde, darunter Labienus und Varus,
die aus Afrika entronnen waren. Der Sieger gestand: „ oft habe er
um den Sieg, diesmal aber um das Leben gekämpft." En. Pom-
pejus ward auf der Flucht niedergehauen, Sertus.entkam in die celti-
berischen Gebirge, sammelte die Entkommenen und führte ein unstetes
Rauberleben.
Nach Beendigung aller dieser Bürgerkriege eilte Casar nach Rom,
wo er einen Triumph hielt und mit übermenschlichen Ehren überhäuft
wurde. Die Dictatur erhielt er für immer, daher Diotator perpetuas,
so wie den Titel Imperator, als beständiger Oberfeldherr. Den Monat
Ouintilis nannte man ihmzu Ehren Julius. Die Magistratspersonen mußten
beim Antritt ihres Amtes schworen, keinem von Casars Beschlüssen entgegen
zu arbeiten. So konnte er als unumschränkter Herrscher walten, und da
er keinen Feind mehr zu fürchten hatte, so war er mich gnädig gegen
seine frühern Gegner, rief die Verbannten zurück, versöhnte sich mit
seinen Feinden und gab ihnen hohe Stellen in der Armee und in der
Stadt. Nicht blos Kriegsthatcn, sondern auch nützliche Werke des
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Varus Julius Casars_Beschlüssen
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Rom Spanien Sagunrum Ita- Spanien Batis Ronda Granada Afrika Sertus Rom
586
Der Krieg
in Spanien.
griff gegen die Burg. Drei mit hohen Häusern besetzte Straßen,
welche zu der Burg führten, wurden von den Karthagern mit der
ganzen Kraft der Verzweiflung vertheidigt. Scipio ließ die Häuser
in Brand stecken und bahnte sich durch die rauchenden Trümmern und
über die verstümmelten und verbrannten Leichname den Weg. Sechs
Tage und sechs Nächte dauerte dieser fürchterliche Kampf. Als end-
lich die Burg erreicht war, erschienen Abgeordnete und baten für
50,000 Männer und Weiber, welche sich in dieselbe geflüchtet hat-
ten, um Gnade und erhielten sie. Nur 900 Ueberläufer vertheidig-
ten sich noch in dem auf einer Anhöhe gelegenen Tempel des Aes-
kulap und endeten zuletzt in den Flammen des von ihnen selbst an-
gezündeten Gebäudes ihr Leben. Siebzehn Tage noch wütheten die
Flammen in der unglücklichen Stadt. Die Gebäude, welche das
Feuer verschont hatte, wurden niedergerissen und eine Verwünschung
gegen jeden ausgesprochen, der die Stadt wieder aufbauen würde.
Das Gebiet von Karthago wurde für eine römische Provinz erklärt.
Spanien war schon seit dem zweiten punischen Krieg eine rö-
mische Provinz, in welcher aber die römischen Statthalter fast un-
unterbrochen Krieg zu führen hatten. Zu den wüthigsten und zu-
gleich gefährlichsten spanischen Völkern gehörten die Lusitanier, wel-
che zwischen den Flüssen Tajus (Tajo) und Minius (Minho) wohn-
ten. Nachdem der Prätor Servius Sulpicius Galba 151 v. Chr.
von den Lusitaniern gänzlich geschlagen worden war und fast sein
ganzes Heer verloren hatte, drang er 150 v. Chr. von zwei Seiten
in Lusitanien ein und trieb die Lusitanier so in die Enge, daß sie
um Frieden baten. Galba nahm die angebotene Unterwerfung mit
erheuchelter Freundlichkeit au und stellte sich, als ob er die Räube-
reien der Lusitanier ihrer Armuth und der Unfruchtbarkeit ihres
Bodens zuschreibe. Er erbot sich, ihnen bessere Wohnsitze zu ge-
den, lockte auf diese Weise mehrere Tausend aus ihren Bergen
heraus, theilte diese in drei Abtheilungen und ließ sie, nachdem sie
die Waffen niedergelegt hatten, umzingeln und niederhauen. Ein
furchtbarer Rachekrieg war die Folge dieser unerhörten Grausamkeit.
Dem schwer verletzten Volke erstand aus den Wenigen, welche dem
Blutbade entronnen waren, ein Rächer. Es war dieses Viriathus,
ein Hirt, welcher sich früher auch als Führer von raublustigen
Schaaren ausgezeichnet hatte. Er war ein kühner, kluger und hoch-
herziger Mann, welcher alle Oertlichkeiten kannte und zu benutzen ver-
stand und ein wahres Feldherrn-Talent entwickelte. Er ermüdete
die römischen Heere dadurch, daß er hin und her zog, er täuschte
sie auf die listigste Weise, überfiel sie aus dem Hinterhalt,
lockte sie durch verstellte Flucht an gefährliche Stellen, ver-
nichtete ganze Heere und brachte den Römern eine/Niederlage nach
der andern bei. Nach vier Jahren erstreckte sich der Einfluß des
Viriathus und der von ihm erregte Aufstand bis zum Guadal-
quivir im Süden und bis zum Ebro im Osten. Im Jahr 141 v.
Chr. schloß Viriathus ein römisches Heer in einem lusitanischen
Gebirgspaß in ähnlicher Weise ein, wie die Samniten das Heer des
Postumius in den caudinischen Pässen. Er konnte das römische
Heer vernichten, aber er entließ es ungekränkt unter der Bedingung,
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TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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